Autismus-Kongress 2024 in Fürth

Der Autismus-Kongress 2024 in Fürth, organisiert von Autismus Bayern und Autismus Mittelfranken, gefördert, unterstützt und möglich gemacht durch so viele mehr, war ein unglaublich schönes Event.
Es ist so wichtig, nicht allein über Autist:innen zu sprechen, sondern Autist:innen auch zuzuhören.

Bild aus dem Vortragsraum

Es brauchte viele Menschen die diesen besonderen Tag möglich gemacht haben. Besonders hervorheben möchte ich Natalie Keller, die inspiriert von einem Kongress in Magdeburg von Autisten Informieren, dies in den Süden Deutschlands bringen wollte. Und ihr ist das mit der Hilfe ihrer Tochter und so vielen weiteren lieben Menschen wie Tina Lehmann-Kraft von Autismus Mittelfranken und Thomas Schneider der Vorstand von Autismus Bayern und noch vielen mehr gelungen.

Es war auch schön den Behindertenbeauftragen Bayerns, Holger Kiesel vor Ort kennen zulernen.

Ein Videoeindruck des Kongresses

Es war daher außergewöhnlich schön, dass hier vier der fünf Vortragenden selbst Autist:innen waren. Neben Autist:innen waren natürlich auch Angehörige, Interessierte und beruflich mit autistischen Menschen arbeitende Personen unter den über 200 Besuchenden.

Man wollte mit dem Kongress einen Zauber mitbringen - und das ist gelungen ✨.

Es wurde so viel Wissen, Verständnis, Einblicke und Erfahrungen geteilt. Von Forschung und dem Kampf für Selbstbestimmung über Kunst und Schul-Erfahrungen und vieles mehr – ich werde noch etwas Zeit brauchen, um all das zu verarbeiten, doch ich bin mehr als dankbar.

Der Austausch untereinander – ganz gleich, ob autistisch oder alistisch – war hier wundervoll. Es wurde klar, es braucht eine Bewegung für echte Inklusion, die nicht mehr Neurotypisch-Sein als den Goldstandard setzt. Beim Kongress wurde dafür viel Wissen, Verständnis und Mut zum Selbstsein ohne sich verbiegen zu müssen mitgegeben.

Es wurde auch klar, wie wichtig es ist, sich zu vernetzen, zu finden und einfach mal normal autistisch sein zu können, um eine neue, inklusivere Welt zu schaffen. Wir freuen uns über alle schönen Kontakte und Begegnungen, die sich dort gefunden haben und den Mut zum Selbstsein 💜.

Nicht nur über Autist:innen sprechen,
sondern Autist:innen auch zuhören.

Ein besonderes Highlight: Stephanie Meer Walter

Der erste Vortrag, der für mich außergewöhnlich berührend war, war von Stephanie Meer Walter. Sie zeigte an vielen konkreten Beispielen, wie Forschung mit Autist:innen oft ein hierarchisches Gefälle aufweist, bei dem autistische Menschen primär als Datenlieferanten gesehen werden. Sie machte deutlich, wie wichtig Selbstvertretung und Selbstausdruck sind, und betonte die Notwendigkeit, die eigenen Geschichten zu erzählen und sich nicht über neurotypische Standards zu definieren. Ich könnte noch viel mehr hier erzählen, doch möchte sehr ihr Buch Autistisch kann ich fließend empfehlen.

Mehr zu Stephanie Meer Walter findet ihr hier.

Künstvolle Eindrücke von Heiko Powell

Ein autistischer Künstler der nicht nur seine Kunst zeigte sondern auch erzählte wie er sich mehr und mehr selbst fand und das in seiner Kunst deutlich wurde.

Es war für mich außergewöhnlich zu erleben, wie sehr mich zwei seiner Bilder berührten. Sie wirkten wirr, laut, bunt, viel. Doch gleichzeitig drückten sie ein Gefühl, eine Emotion, ein Erleben aus das auch ich gut kannte.

Mehr zu Heiko Powell und seiner Kunst findet ihr hier.

Erkenntnisse von Regine Winkelmann

Hier konnte ich viel verstehen und auch tatsächlich auflösen was ich auch mit aus meiner Schulzeit her kannte. Die wichtigsten Punkte die hier mitnehmen konnte waren: Autismus ist keine Verhaltensstörung. Es ist nichts, was sich abgewöhnt werden kann.

Das ist eine Sache die für die allermeisten Autisten absolut selbstverständlich ist und nicht oft genug deutlich gesagt werden kann.

Aus jedem autistischen Kind wir wenn dann ein autistischer Erwachsener.

Und doch erzählt sie, dass viele Lehrende vom "Anpassungsdruck" sprechen. "Da müsse halt das Kind halt durch" - obwohl für Autist:innen die Welt in der sie gelandet sind zu laut, zu schnell zu voll meist ist.

Und sie machte auch an Beispielen klar, wie dieser furchtbare Fehlschluss von Lehrenden passiert. Diese erkennen da kann das Kind eine Sache gar nicht. Doch gugg, eine andere Sache kann es gut. Deren Schlussfolgerung? Dort wo es nicht gut ist wolle es scheinbar nur nicht und brauche sich nur etwas anstrengen.... Obwohl wir bei einem Kind mit z.B. Sehschwäche nie auf die Idee kämen, so zu denken.

Mehr zu Regine Winkelmanns Arbeit findet ihr hier und hier.

Einblicke von Birke Opitz-Kittel

Den Abschluss der Vorträge machte Birke Opitz-Kittel. Sie erzählte von ihrer Kindheit und dem Gefühl, immer schauspielern zu müssen, um in einer neurotypisch geprägten Welt zurechtzukommen. Ihr Buch Mama lernt Liebe ist eine große Empfehlung für alle Eltern von autistischen Kindern.

Eine wundervolle Atmosphäre und gelungener Kongress

Die Atmosphäre war wundervoll. Vor dem Kongress-Raum waren viele Stände aufgebaut, und ich habe mich mit Fidget-Toys, Stickern, Büchern und lieben Gesprächen eingedeckt. Sogar an einen ruhigen Rückzugs-Raum wurde gedacht. Ich freue mich auf den nächsten Kongress und bin voller Dankbarkeit für das neue Wissen und die wertvollen Begegnungen.

Mehr zum Kongress selbst findet ihr hier.